Sven Brelloch studiert im 6. Bachelorsemester Deutsch und Englisch. Er empfand die digitale Umsetzung seiner Veranstaltungen, insbesondere die Möglichkeit der Forumsfunktion in Moodle, als gelungen. Der dort stattfindende bedarfsorientierte als auch niedrigschwellige Austausch mit Lehrenden und Kommiliton*innen half insbesondere dabei, Probleme gezielt lösen zu können. Verbesserungsbedarf hingegen sieht er in Bezug auf Stabilität und Erreichbarkeit des Servers.
Als klar wurde, dass dieses Semester komplett digital ablaufen würde, was hat Ihnen am meisten Sorgen bereitet?
Meine größte Sorge für das letzte Semester war natürlich die Umsetzung des digitalen Angebots. Viele Kurse hatten vorher schon Probleme mit den digitalen Anwendungen, beispielsweise mit dem alten Moodle wurde sehr selten gearbeitet. Und vor allem Jogustine war oftmals, schon ohne ein Onlinesemester, sehr stark überlastet und nicht erreichbar.
Als das neue Moodle vorgestellt wurde, war ich dann doch eher optimistisch gestimmt, da die Anwendung viele gute Neuerungen beinhaltet, welche von den meisten Lehrenden im Onlinesemester auch genutzt wurden. Dazu kam der Gedanke, inwieweit das Ganze mit den Lektüren und der Bibliothek umsetzbar sein würde und vor allem, wie sich das Semester zeitlich gestalten wird. Ich dachte zuerst jeder Kurs würde zur gesetzten Zeit laufen, nur halt per Videochat, was glücklicherweise in wenigen Kursen der Fall war. Bei einigen spezifischen Lehrenden hatte ich Bedenken, ob es für diese möglich ist, ihren analogen Plan, vor allem in der kurzen Zeit, auf ein Onlineangebot umzusetzen.
An welcher Stelle würden Sie sagen, dass es im Bereich Studienorganisation (Anmeldung, Beratung, Hilfestellungen) gut geklappt hat und wie genau hat sich das für Sie positiv ausgewirkt?
Viele Lehrende haben ihre analogen Kurse sehr schnell sehr gut in die digitale Landschaft übertragen können. Man hat sehen können, wie manche Lehrende die Stärken der Applikationen für sich entdeckt haben. In diesen Kursen kam es so zu einem Upgrade im Bezug auf die Qualität und die Bearbeitungsmöglichkeiten. Da ich zwei Seminare aus dem letzten Semester wiederholen musste, konnte ich in diesen genauer betrachten, inwieweit digitaler Unterricht diesen Fächern hilft oder auch nicht. Bei beiden empfand ich die digitale Lehre als hilfreich, wobei Kurse im mediävistischen Bereich dann doch in der Präsenzlehre besser funktioniert haben.
Was mir positiv in Erinnerung geblieben ist, was auch von den meisten Dozenten sinnvoll genutzt wurde, war die Forumfunktion von Moodle. Dort konnte man innerhalb der Gruppe, aber auch mit den Dozenten schnell miteinander in Kontakt treten und Fragen, bzw. Probleme zusammen lösen.
Auch der allgemeine Support per Mail lief, mit ein paar Ausnahmen, sehr gut. Die Antworten kamen sehr zeitnah und waren meist auch zielführend und bei Missverständnissen konnte ein Termin über MS Teams die meisten Probleme schnell beheben. Vor allem für Sprechstunden war diese Software sehr hilfreich, da es sehr zeitsparend ist, nicht auf den Campus zu müssen.
An welcher Stelle hat denn das digitale Lernen gut geklappt? Welche konkrete Lernform, Aufgabe, Methode oder welche Unterstützung seitens der Lehrenden hat Ihnen beim Lernen besonders geholfen? Was brauchen Sie persönlich, was braucht Sie als Studierende, um erfolgreich digital zu studieren?
Abgesehen von offensichtlichen Dingen wie einem Laptop und einer stabilen Internetverbindung brauchen Studierende auf jeden Fall ein hohes Maß an Selbstdisziplin und Organisation, um erfolgreich digital zu studieren. Dadurch dass man fast ausschließlich zuhause, allein lernen musste und sich die Zeit selbst einteilen konnte, war es nötig sich seine Tage und Wochen sinnvoll einzuplanen. Die Kalender- und Terminfunktion von Moodle empfand ich hier als sehr hilfreich, da man dort die anstehenden Termine sehen und direkt zu den Aufgaben springen konnte.
Viele Lehrenden haben diese Terminfunktion sehr gut genutzt, einige Ausnahmen haben leider darauf verzichtet. Videochats, in einer Tutorial Manier die man von YouTube Videos kennt, empfand ich in einigen Kursen auch als sehr hilfreich, da manche Kurse Programme gewählt hatten, die man bisher eher weniger im Blick hatte.
Und was sollte Ihrer Meinung nach im Rahmen der derzeitigen Möglichkeiten dringend verbessert werden. Haben Sie eine Idee, wie das angegangen werden könnte?
Die Stabilität und die Erreichbarkeit des Servers war bisher das größte Problem des Semesters. Oftmals war Moodle überhaupt nicht zu erreichen, vor allem zu Stoßzeiten wie 9 - 11 Uhr morgens. Verbesserungsvorschläge hierfür sind etwas schwierig, da ich mich da auch nicht auskenne.
Man hat dieses Semester auch starke Unterschiede zwischen den verschiedenen Lehrerden erkennen können, im Blick auf Digitalisierung und Wissen über Programme. Eventuell wäre eine Weiterbildung der Lehrenden in dem Bereich von Vorteil, um Zeit während den Kursen zu sparen, die dann für den Stoff genutzt werden kann. Was aber hier kein Vorwurf sein soll, da wir alle nicht vorbereitet sein konnten und die Situation uns alle überrumpelt hat.
Auch wäre eine Fokussierung auf eine Anwendung von Vorteil, da der Wechsel zwischen MS Teams, Ilias, dem Reader und Moodle eher verwirrend als hilfreich war. Meines Wissens wird da auch an einer Umsetzung gearbeitet.
Alles in Allem muss ich aber zugeben, dass ich mir das Onlinesemester viel stressiger und anstrengender vorgestellt habe. Natürlich gab es hier und da Dinge die den Ablauf erschwert haben, aber im Großen und Ganzen war, gegen Mitte des Semesters eine Routine vorhanden, mit der man durch gut durch das restliche Semester kam. Daher sind die meisten meiner Argumente, die ich in meinem Lied „Onlinesemester“ (zu finden auf YouTube und Spotify unter „Maxømøa“) angesprochen habe, eher eine Momentaufnahme der ersten Wochen gewesen, die sich großteilig dann von selbst beheben lassen konnten.
Ich bin gespannt, wie das kommende Semester aussehen wird und wie mit den Erfahrungen aus diesem gearbeitet werden konnte.