Asynchrone Formate umsetzen


Was sind asynchrone Formate?

Als asynchron werden Lern- und Arbeitsformen bezeichnet, bei denen die Teilnehmenden sich nicht - oder zumindest nicht notwendigerweise - gleichzeitig mit einem Gegenstand oder einer Aufgabe befassen. Darunter fallen insbesondere Formen des Selbststudiums, Selbstlerneinheiten oder die eigenständige Bearbeitung von Arbeitsaufgaben.


Wann sind asynchrone Lehr-Lernformate sinnvoll?

Die Wahl zwischen synchronem oder asynchronem Modus folgt den Zielen und dem Setting der jeweiligen Veranstaltung. Asynchrone Lehre oder der punktuelle Einsatz von asynchronen Elementen können insbesondere dann sinnvoll sein,

  • …wenn räumliche und zeitliche Flexibilität gefragt ist (z.B. bei Lernenden in unterschiedlichen Arbeitswelten).
  • ...wenn überwiegend divergente Kommunikationsprozesse stattfinden (hierfür sind z.B. Diskussionen in Foren besonders geeignet).
  • …wenn wiederholbare und standardisierte Inhalte vermittelt werden sollen.
  • …wenn heterogene Wissensstände vereinheitlicht und nivelliert werden sollen (z.B. durch Tests, die Wissenslücken aufdecken, und daran anknüpfende Lernempfehlungen, die alle Teilnehmenden auf denselben Stand bringen).
  • …zur individuellen Unterstützung Studierender, z.B. durch individuelle Lernpfade.
  • …bei Studierenden mit eher höherer Selbstregulationskompetenz.
  • …wenn es wichtig ist, dass Lernende ihr Tempo selbst bestimmen und sich an die Nutzung der technischen Möglichkeiten gewöhnen können (vgl. dazu 5-Stufen-Modell von Gilly Salmon).
  • …wenn die Möglichkeiten zur gemeinsamen Nutzung von Räumen eingeschränkt sind (etwa bei hochschulübergreifenden Kooperationen).

Welche Besonderheiten asynchroner Formate sollte man beachten?

Asynchrone Formate unterscheiden sich von synchronen Lehrsituationen (digital, hybrid-synchron oder vollständig in physischer Präsenz) insbesondere mit Blick auf die veränderte Kommunikation, geringere Anteile von Lehr-/Lernsituationen in der Gruppe, eine stärkere Betonung von Mediennutzung und spezielle Möglichkeiten für individuelle Lernpfade.

Veränderte Kommunikation:

  • Keine spontane Kommunikation mehr möglich. Das Senden und Empfangen von Nachrichten und anderen Daten passiert zeitversetzt, was einerseits bessere Reflexionschancen und Zeit für tiefergehende Überlegungen seitens der Studierenden bietet, andererseits aber auch den Lernprozess hemmen und zu Missverständnissen und Demotivation führen kann. Auch Verständnisschwierigkeiten bei Aufgabenstellungen o.ä. seitens der Studierenden können zumeist erst mit gewissem zeitlichem Abstand und nicht ad hoc in der Situation geklärt werden. Lässt sich eine Frage zu einer Aufgabe in einem synchronen Setting innerhalb weniger Minuten direkt besprechen, kann dies in der asynchronen Lehre – je nach Ausgestaltung der Betreuung – unter Umständen mehrere Tage dauern.
  • Stärker verschriftlicht als face-to-face-Kommunikation. Die Konsequenz dessen ist, dass jegliche paraverbalen (z.B. Ton, Betonung oder Sprechtempo) und non-verbalen (z.B. Mimik, Gestik, Körperhaltung) Signale stark gefiltert und dadurch viele Aussagen 'härter' wahrgenommen werden als sie gemeint sind. So können Missverständnisse auf der emotionalen Ebene entstehen.
  • Mehrere Kommunikationsstränge sind gleichzeitig möglich. Besonders Foren ermöglichen mehrere Threads, in denen Diskussionen zu unterschiedlichen Themen gleichzeitig geführt werden. Diese Situation erfordert wiederum eine gute Organisation und Moderation der asynchronen Online-Diskussionen.
  • Risiko des Lurkings. Verschiedene Gründe (z.B. das Thema/die Fragestellung motiviert nicht zur Diskussion, persönliche Ängste, sich z.B. im Forum zu blamieren) können dazu führen, dass einige Studierende passiv bleiben und lediglich die Beiträge von anderen lesen, sich jedoch selbst nicht aktiv beteiligen.

Worauf sollte man achten?

  • Vollständig kommunizieren. Die emotionale Ebene beachten. Emotionen können verbalisiert oder durch Emojis ausgedrückt werden.
  • Dem Forum immer eine konkrete didaktische Funktion im Rahmen des Unterrichts geben, z.B. Peer-Feedback auf Einreichungen.
  • Sich bemühen, den richtigen Ton zu treffen und sehr präzise in der Wortwahl sein.
  • Wohlwollend interpretieren, keine Unterstellungen über Absichten und Emotionen der Senderin oder des Senders machen.
  • Rückkopplungsprozesse fördern und fordern.
  • Als Moderator*in Foren-Diskussionen zusammenfassen, clustern, bestimmte thematische Stränge fokussieren und damit weiterarbeiten.
  • Interessante, provokante Themen / Fragen stellen, die Diskussionspotential bieten und zum Diskutieren motivieren.
  • Aufgabenstellungen sollten ohne zusätzliche Erklärungen klar und verständlich formuliert sein, da eine unmittelbare Betreuung nicht möglich ist. Alle Anforderungen bezüglich Abgabemodalitäten, Gestaltung, Umfang und ggf. Bewertungskriterien sollten im Arbeitsauftrag kommuniziert werden.
  • Nicht zu präsent in den Diskussionen als Expert*in auftreten, sondern eher die Rolle des / der Moderator*in einnehmen. So zieht eine hohe Zahl von Expert*innenbeiträgen in einem Forum bspw. eine geringere Teilnehmendenaktivierung (ggf. auch weil man sich selbst als weniger kompetent einschätzt und sich vor diesem Hintergrund nicht an Diskussionen o.ä. beteiligen möchte) nach sich, wohingegen eine gute Moderation die Beteiligung der Studierenden im Forum steigert.
  • Das Geschriebene vor dem Versenden immer einer kurzen Prüfung unterziehen.
  • Netiquette vereinbaren und darauf verweisen.

(siehe u.a. Bremer, 2003, Jacobi, 2018, Kebble, 2017)

Geringerer Anteil an Lehr-/Lernsituationen in der Gruppe

In komplett asynchroner Lehre finden keine gemeinsamen Treffen statt, in Blended Learning mit asynchronem Fokus werden vereinzelt synchrone Treffen (digital oder in physischer Präsenz) angeboten, teilweise auf freiwilliger Basis. Vor diesem Hintergrund umfasst asynchrone Lehre stets längere Phasen, in denen Studierende selbständig und selbstgesteuert arbeiten. Die Möglichkeit zu Feedback, Austausch sowie Interaktion mit Kommiliton*innen und den Lehrenden ist in diesen Phasen besonders wichtig. Zum einen kann dies der digitalen „sozialen Vereinsamung“ entgegenwirken, zum anderen kann es sich positiv auf den Lernerfolg sowie die intrinsische Motivation der Studierenden auswirken und den Studierenden zusätzlich die Möglichkeit geben, ihren Lernstand einzuschätzen.

Worauf sollte man achten?

  • Als Betreuer*in Präsenz zeigen, z.B. durch regelmäßige Nachrichten oder Erinnerungen an Deadlines.
  • Ansprechbarkeit kommunizieren, Sprechstunden anbieten.
  • Gruppenarbeitsphasen einrichten und Austausch unter den Studierenden ermöglichen (Siehe: „Kooperation und Kollaboration in asynchronen Veranstaltungen“).
  • Arbeitsaufträge gut anleiten, z.B. durch vorformulierte Leitfäden für die Gruppenarbeit.
  • Im Lernmanagementsystem, z.B. Moodle, Gruppenräume anlegen. So können einzelne Aktivitäten oder Materialien nur für die spezifischen Gruppen zugänglich sein, während die Betreuung durch eine Lehrperson weiterhin gut zu leisten bleibt.
  • Variierende Feedbackformen einsetzen, z.B. Selbsttests mit automatisiertem Feedback, elaboriertes Feedback auf die eingereichten Lösungen, Peer-Feedback.

(siehe u.a. Kerres, 2018, Jahncke et al., 2018, Wecker, Fischer, 2014)

Stärkere Betonung von Medien

In asynchroner Lehre werden die Inhalte den Studierenden durch verschiedene Medien präsentiert, z.B. mittels Videos, Skripten, Podcasts etc. Daher kommt den Medien und der Gestaltung dieser in asynchronen Lehrveranstaltungen eine besonders große Bedeutung zu (zur lernförderlichen Gestaltung von Lernmedien siehe „Tipps für die Gestaltung der Lernmedien“). Medial umgesetzte Lernmaterialien werden meistens in einem Lernmanagementsystem (LMS), wie z.B. Moodle, eingepflegt und zur Verfügung gestellt. Dort werden Kurse angelegt, die die Veranstaltung medial spiegeln und eine Umgebung und Infrastruktur für die Wissensvermittlung, Wissensüberprüfung, Kommunikation und Kollaboration sowie Verwaltung und Organisation der Lehrveranstaltung bieten. Da Studierende im asynchronen Lernkontext zumeist gänzlich auf sich gestellt sind, sollten sie sich innerhalb der Lernumgebung leicht zurechtfinden können, d.h. die Lernumgebung sollte übersichtlich und selbsterklärend gestaltet sein. Des Weiteren ist es empfehlenswert, sich auf eine einzige Lernumgebung zu beschränken, um eine studentische Überforderung und das Phänomen des „Sich Verlierens“ („Lost in Hyperspace“) zu vermeiden. Je leichter sich Studierende in der Lernumgebung orientieren können, desto mehr kognitive Kapazitäten bleiben für den eigentlichen Lernprozess und desto stabiler erweist sich die Lernmotivation der Studierenden. Wenn es unausweichlich ist, mehrere Plattformen zu nutzen, ist eine genaue Definition der jeweiligen Funktionen und Aufgabenbereiche der Plattformen für die Studierenden essentiell.

Worauf sollte man achten?

  • LMS-Kurse übersichtlich und logisch aufbauen. (Expositorische) Kurse, die vor allem einen Sachverhalt aus Expert*innenperspektive darstellen, linear thematisch oder chronologisch strukturieren (z.B. aufeinander folgende thematische Einheiten oder Wochenstruktur); Explorative Kurse funktional strukturieren, so dass sich die Studierenden sofort zurechtfinden und der Lernprozess unterstützt wird (siehe z.B. Struktur von Webquests).
  • Eine Begrüßungsseite des Kurses einrichten; kurze Begrüßungsvideos sind zudem sinnvoll.
  • Den*die Lehrende*n vorstellen (mittels Bild oder Video); Ansprechbarkeit und Kontaktzeiten kommunizieren.
  • Inhaltliche von organisatorischen oder methodischen Aspekten sichtbar trennen, z.B. in einzelnen Bausteinen im Kurs.
  • Aussagekräftige Überschriften für alle Elemente des Kurses wählen.
  • Lerneinheiten sichtbar voneinander trennen, z.B. durch Termine oder visuell im Grid-Format auf Moodle.
  • Unterstützende Informationen zum Kurs zur Verfügung stellen: Inhalt und anvisierte Lernziele des Kurses beschreiben, Relevanz von Inhalt und Lernzielen erläutern, Kursplan, wichtige Termine, vorausgesetztes Wissen und Fähigkeiten bei Studierenden (falls gegeben), technische Voraussetzungen (falls nötig), Informationen über Zugang zur/Umgang mit erforderlicher Technologie.
  • Auch Informationen zum Vorgehen im Kurs medial im Kurs abbilden: Welche Methoden werden eingesetzt und warum? Worauf werden Lernende Feedback bekommen? Was sind die Konsequenzen, wenn Anforderungen nicht erfüllt werden?
  • Keine langen Texte im LMS-Kurs verfassen. Die Texte sollten idealerweise so gestaltet sein, dass die Seiten nicht gescrollt werden müssen.

(siehe u.a. Hemsing, 2016, Niegemann, 2008, Teil V)

Möglichkeit der individuellen Lernpfade

Asynchrone Lehre zeichnet sich nicht nur durch hohe zeitliche und räumliche Flexibilität aus, sondern es besteht auch die Möglichkeit der – im Vergleich zur synchronen Lehre – einfacheren Flexibilisierung mit Blick auf den jeweiligen Lernstand und das Vorwissen der Studierenden. Die individuellen Lernpfade können mehr oder weniger niedrigschwellig umgesetzt werden. Komplexe, adaptive Systeme analysieren das Verhalten der Studierenden in der Lernumgebung (z.B. Wie schnell werden Informationen bearbeitet? Welche Fehler liegen vor? etc.). Auf dieser Basis erstellen sie Lerndiagnosen und präsentieren den Studierenden passende Lernangebote für die weitere Bearbeitung. Die Verhaltensdaten können auch jenseits des Lernprozesses eingesetzt werden, etwa für individuelle Beratungen, zur Auswertung eines Studienprogramms oder zur Reduktion von Abbruchquoten. Niedrigschwellige Methoden der Individualisierung des Lernprozesses bieten u.a. verschiedene Arten von Tests, beispielsweise Einstiegstests, die, vor Beginn des Kurses Lerndefizite identifizieren und auf entsprechende Lernmaterialien verlinken, oder Selbsttests während des Kurses, die, je nach Antwortqualität der Studierenden auf entsprechende frühere Lerneinheiten verweisen und eine weitere Bearbeitung des Materials erst nach fehlerfreiem Bestehen zulassen. Das Einbauen von Online-Quizfragen und Selbsttests mit einem integrierten Feedback im Lernprozess hat einen positiven Einfluss auf die Effektivität und wahrgenommene Attraktivität von Online-Lernen. Das Lösen der Quiz festigt das Wissen, steigert die Behaltensleistung und ermöglicht dadurch einen einfacheren Zugang zu den Wissensinhalten. Das daran anschließende Feedback hilft den Studierenden, ihre Fehler zu korrigieren und reduziert dadurch den Erwerb des „falschen“ Wissens. Häufig eingesetzte Tests helfen den Studierenden, ihre Lernaktivitäten besser zu strukturieren und diese in sinnvolle zeitliche und inhaltliche Abschnitte aufzuteilen. Außerdem bekommen Lehrende Einblicke in den Wissensstand der Studierenden. Dies verschafft Transparenz darüber, welche Aspekte wiederholt und vertieft werden sollen.

Auch über Maßnahmen wie nicht-obligatorische Vertiefungsmaterialien, Präsentation des Materials durch verschiedene Medien, verschiedene Sozialformen für Aufgaben, Nutzer*innenkontrolle in den Videos kann auf unterschiedliche Lernstände und Lernstrategien von Studierenden eingegangen werden. (siehe u.a. Kerres, 2018, Spanjers et.al., 2015, Niegemann, 2008)


Kooperation und Kollaboration in asynchronen Formaten

Eine besondere Herausforderung asynchroner Lehre stellt die Strukturierung von kollaborativem Arbeiten dar. Sie können Ihre Veranstaltung hierzu beispielsweise in folgende Phasen aufteilen:

  1. In der ersten asynchronen Selbstlernphase erhalten die Studierenden Materialien (Texte, Videos, Podcasts etc.) und erschließen sich ein Thema individuell und eigenständig, z.B. liest sich jede*r Studierende in ein Skript ein.
  2. Anschließend und in der nächsten asynchronen Phase treten die Studierenden langsam in Austausch miteinander und führen bspw. kurze Diskussionen im Forum.
  3. In der dritten Phase wird der Austausch durch Kooperation und Kollaboration intensiviert. Hierfür werden Gruppenarbeiten eingeführt. Die Inhalte, die sich Lernende in der ersten Online-Phase erarbeitet haben, werden jetzt vertieft oder auf konkrete Fälle angewendet.
  4. Daraufhin beginnen die Studierenden mit ihrem eigenen Projekt, was ebenfalls in Gruppen stattfinden kann, mit stetig steigender Eigenverantwortung bzw. -organisation der Lernenden.

Aufgrund dieser stufenweisen Hinführung gewöhnen sich Studierende langsam an die Online-Kooperation. Jede asynchrone Phase kann durch ein synchrones Treffen (digital oder in physischer Präsenz) abgeschlossen bzw. die nächste Phase initiiert werden. Wichtig ist dabei zu berücksichtigen, dass sich die synchronen Treffen auf die asynchronen Phasen beziehen und daran anknüpfen, damit sie zusammen einen einheitlichen Lernprozess bilden und beide gleichermaßen verbindlich sind.


Tipps für die Gestaltung von Lernmedien für asynchrone Formate

  • Einzelne Lernmedien mit geeigneter Instruktion gegenüber den Studierenden versehen, z.B.: Zu welchem Zweck wird das Video präsentiert? Was hat der Lernende zu erwarten? Welches Lernziel soll damit erreicht werden?
  • Immer wieder an das Vorwissen der Lernenden anknüpfen durch Beispiele, Analogien zu den bekannten Sachverhalten, Zusammenfassungen, Wiederholungen etc.
  • Informationen als Text plus Bild, Skizze, Formel etc. präsentieren. Eine multiple Codierung erleichtert die Informationsverarbeitung und verdichtet das Wissensnetzwerk, vor allem für Personen mit wenig Vorwissen. Vielfältige Materialien, vor allem die Mischung aus verbalen (z.B. Texte und Audios) und non-verbalen (z.B. Bilder und Graphiken) Materialien, sind von Vorteil. Für Online-Lernen ist es günstig, verschiedene Zugänge zum Wissen zu schaffen. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass das Wissen rezipiert und behalten wird.
  • Informationen nicht auditiv und visuell präsentieren. Ein Text zum Lesen auf dem Bildschirm soll nicht gleichzeitig vorgelesen werden. (redundancy effect)
  • Bilder, die grafisch auf das Wesentliche reduziert sind (Skizzen, Diagramme) werden bei den Lernenden mit wenig Vorwissen besser erinnert als komplexe, fotorealistische Darstellungen.
  • Bilder vor der dazugehörigen Textpassage einfügen. Das Bild dient als Organisationshilfe und Anker, der die Verarbeitung des Textes unterstützt. Nach der Textpassage können die Bilder eventuell die bereits seitens der Studierenden entwickelten bildhaften Vorstellungen stören.
  • Einfache Abbildungen mit Text, komplexe Abbildungen mit Audio erklären. (modality effect)
  • Redundante Informationen in der Kombination von Bild und Text vermeiden. Informationen, die in einer Graphik präsentiert werden, sollen im dazugehörigen Text nicht wiederholt, sondern zusammengefasst oder kommentiert werden. Es soll eine Differenz zwischen der Aussage der Graphik, des Bildes und des Textes bestehen bleiben.
  • Zusammenhängende Inhalte sollen zeitlich und räumlich nah beieinander platziert werden. Z.B. Texte direkt an der Stelle in die Graphik einfügen, an der sie für das Verständnis notwendig sind. (split attention effect)
  • Mit fortschreitender Expertise der Lernenden soll auf die Erläuterungen zu den bildhaften Darstellungen verzichtet werden. Sie werden überflüssig und verhindern den Wissenserwerb. (expertise reversal effect) (vgl. Kerres, 2018, S. 170-190 und Niegemann et al., 2008, S.41-62)

Zwei Umsetzungsbeispiele für asynchrone Formate

Peer-Feedback

bezeichnet eine Methode, bei der sich gleichrangige Mitglieder einer Gruppe (Studierende in einem Kurs, Workshop-Teilnehmende etc.) gegenseitig gezielt und konstruktiv Rückmeldung (Ideen, Kritik, Hinweise etc.) auf ihre Leistungen geben. Die Methode lässt sich sehr passend asynchron umsetzen.

Ziel

·         Initiierung eines dialogischen Prozesses zwischen den Lernenden

·         Einübung der Bewertungskompetenz bei den Lernenden (Schritt 6 der Bloomschen Taxonomie, vgl. Bloom et al., 1972)

 

Vorteile für Lernende:

 

·         Feedbacknehmende erhalten eine Rückmeldung auf Augenhöhe unter Peers

·         Feedbackgebende wechseln die Perspektive und trainieren die Kompetenz, eine konstruktive Rückmeldung auf Arbeitsergebnisse und Aufgaben zu geben

 

Vorteile für Lehrende:

 

·         Orientierung in den Prioritäten der Lernenden und ihren kommunikativen und reflexiven Fähigkeiten

·         Ggf. Zeitersparnis

 

Aufwand für Lehrende:

 

·         Klare Aufgabenstellung mit einer Kriterienliste für das Peer-Feedback formulieren und kommunizieren

·         Deadline festlegen

·         Tools zur Verfügung stellen

·         Kurz vor dem Ablauf der Deadline den Stand überprüfen, ggf. auf Ergebnisse aufmerksam machen, die noch kein Feedback bekommen haben

 

Umsetzung:

Niederschwellig, schriftlich, asynchron im Forum (nach Gruppenprioritäten, ggf. Anonymitätsmodus einschalten).

Jede*r Lernende wird dazu verpflichtet, die eigene Lösung oder das Ergebnis einer Aufgabe ins Forum zu stellen. Jede*r Lernende erzeugt einen eigenen Thread im Forum und betitelt ihn mit dem eigenen Namen und / oder dem Titel des Ergebnisses. Die Lehrperson formuliert und kommuniziert die Aspekte, welche im Peer-Feedback angesprochen werden sollen. Die Lernenden bekommen die Aufgabe, ein oder zwei Ergebnisse der Kolleg*innen zu kommentieren und dabei darauf zu achten, diejenigen Ergebnisse zu befeedbacken, die noch kein Feedback erhalten haben. Die Lehrperson kommuniziert die Deadline und kontrolliert den Stand. Ggf. verschickt sie Erinnerungen, beteiligt sich aber nicht im Peer-Feedback-Forum. Anschließend sollen die Lernenden die Möglichkeit erhalten, ihre Ergebnisse entsprechend anzupassen und zu überarbeiten.

 

Wann und wie lange? Die Methode wird in der Erarbeitungsphase der Veranstaltung eingesetzt und dauert, je nach Länge der zu befeedbackenden Ergebnisse und der Anzahl der erwarteten Feedbacks, eine bis zwei Wochen.