Sophie Straß studiert im 5. Bachelorsemester Mathematik und Geographie. Ihre Erfahrung ist, dass digitales Lernen erfolgreich sein und Spaß bereiten kann, denn einige Dozierende hatte sich viel Mühe bei der Umsetzung gegeben. Die so entstandene Vielfalt an Lernformaten sieht sie kritisch.
Als klar wurde, dass dieses Semester komplett digital ablaufen würde, was hat Ihnen am meisten Sorgen bereitet?
Die erste große Sorge, die mir in den Kopf kam, war der Aspekt, dass man nun alles irgendwie alleine hinbekommen soll/muss und besonders in Mathe war es in den Semestern davor unabdingbar, dass wir uns zusammen hingesetzt und über die Arbeitsblätter geredet und diese gemeinsam gelöst haben.
Das zweite was mir in den Kopf kam war die Sorge, dass dieses Semester sehr unüberschaubar und zum einen von den Inhalten und zum anderen vom Stoffumfang her sehr anstrengend werden wird.
An welcher Stelle würden Sie denn sagen, dass es im Bereich Studienorganisation gut geklappt hat und wie genau hat sich das für Sie positiv ausgewirkt?
Die Anmeldungsphase verlief ganz normal, dabei habe ich keinerlei Veränderung gespürt. Lediglich die Tatsache, dass sehr lange nicht klar war, was wie ablaufen wird, war etwas anstrengend. Aber ich denke, bei diesem Punkt kann man niemandem einen Vorwurf machen, denn für uns alle kam die Situation sehr unerwartet und dann dauert es nun mal auch etwas Zeit bis passende Lösungen entwickelt werden.
Zu dem Punkt Beratung und Hilfestellungen kann ich nur sagen, dass mir immer sehr schnell und auch sehr bemüht geantwortet wurde bei Fragen und Problemen.
An welcher Stelle hat denn das digitale Lernen gut geklappt? Welche konkrete Lernform, Aufgabe, Methode oder welche Unterstützung seitens der Lehrenden hat Ihnen beim Lernen besonders geholfen? Was brauchen Sie, um erfolgreich digital zu studieren?
Ich denke, wir als Studierende brauchen in der digitalen Lehre zunächst einmal die gleiche und wenn nicht sogar etwas mehr Unterstützung beim Lernen als in der Präsenzlehre. Und besonders bei den Dozierenden, die sich viel Mühe gegeben und viel Arbeit in die Umsetzung der digitalen Lehre gesetzt haben, hat das Ganze sehr gut geklappt und das Lernen war erfolgreich und hat dabei auch noch Spaß bereitet.
Als konkrete Lernform möchte ich als erstes die Vorlesungsfolien nennen, die mit gesprochenen Texten und Erklärungen hinterlegt sind. Denn dies kommt der Präsenzlehre sehr nahe und ehrlich gesagt sind Vorlesungsfolien, ohne dass der jeweilige Ersteller Dinge dazu erklärt, relativ nutzlos und unbrauchbar. Das zweite was ich als sinnvoll erachtet habe, waren die Übungen die über Teams, Skype, o.ä. stattfanden, da man hier die Möglichkeit hatte, sich auszutauschen und auch von Fragen/ Anregungen der Kommilitonen beeinflusst wurde. Des Weiteren hat es sehr geholfen, wenn man zu den wöchentlichen Arbeitsaufträgen, die angefertigt werden sollten, ein aussagekräftiges Feedback erhalten hat, damit man wusste, was gut war und was man noch etwas verbessern sollte.
Und was sollte Ihrer Meinung nach im Rahmen der derzeitigen Möglichkeiten dringend verbessert werden. Haben Sie eine Idee, wie das angegangen werden könnte?
Dringend verbessert werden sollten die Umsetzungen der Lehrformen einiger Veranstaltungen, denn mit jeder Woche seitenweise Fachliteratur lesen oder wöchentlich Exzerpten schreiben ist der Erfolg, den die Präsenzlehre normalerweise mit sich bringt, nicht mal annähernd erreicht.
Die Unterschiedlichkeit der einzelnen Veranstaltung könnte kaum höher sein aber damit verbunden ist leider auch der jeweilige Erfolg. Es wäre schön, wenn es flächendeckend einheitlichere Regelungen gäbe. Denn in Semestern mit Präsenzlehre läuft jede Veranstaltung die unter dem Begriff der Vorlesung oder auch Übung/Seminar fällt ungefähr gleich ab und ich denke, so oder so ähnlich sollte es im digitalen Semester auch sein. Man sollte ungefähr beim Anblick der Veranstaltungsbezeichnung und der Anzahl, die einem an Credit Points dafür angerechnet werden, erahnen können wie viel Aufwand diese Veranstaltung beinhaltet. Denn das war in diesem Semester leider nicht der Fall. Die Veranstaltungen beinhalteten sehr unterschiedlich viel Aufwand, ganz abgesehen von den dafür vorgesehenen Credit Points.
Eine gewisse Variation in der Umsetzung ist wichtig und bringt auch etwas Spannung rein, aber eben nur bis zu einem gewissen Grad. Ich persönlich fand es nämlich sehr unübersichtlich, welcher Dozent/ Professor nun welche Plattform/ welchen Weg der Lehre nutzt.
Aber ich denke, dass dies alles Dinge sind, die sich recht schnell verbessern und umsetzen lassen und dadurch sowohl Studierende als auch Lehrende profitieren werden.